Wenn E-Learning nichts anderes ist als die Transformation von bestehenden Inhalten in digitale Formate, um jene Unterlagen, die man früher auf physischen Medien bereitgestellt hat nun auf Displays betrachten zu können, dann verschwenden wir Ressourcen und Potenzial.
Anstatt am Whiteboard rechnet man nun am Smartboard. Dann gibt’s noch ein Youtube-Video und ein Online-Quiz, dazu ein Powerpoint, gespeichert wird in diversen clouds, Laptop/Schulrechner und Smartphone werden parallel genutzt, fertig ist der multimediale Unterricht, manchmal sogar als E-Learning bezeichnet.
Hört sich natürlich im ersten Moment gut an – Ob das Mehr an zu verarbeitenden Reizen sowie der Zeit- und Konzentrationsaufwand bei der Bedienung der Technologien dem Lernfortschritt förderlich ist, kann man nur mutmaßen, zumal es keine Regeln für Bildschirm(freie) Zeit, altersgruppengerechte Inhaltseinstufungen oder ökologisch verträglichen Technologieeinsatz gibt.
Das Schulbuch ist nun ein PDF im Layout der Printausgabe. Ökologisch oder pädagogisch sinnvoll ist das kaum, aber zumindest suchen kann man darin. Ein Schulbuch wird auch nicht unbedingt a priori dadurch besser, dass nun ein Video/Audio oder ein Download dabei ist.
Ist ja eh nett, aber da geht noch so viel mehr, was man zentral und professionell entwickelt bereitstellen könnte.
Wo bleiben sie, die intelligenten tutoriellen Systeme für die Grundbildung in den allgemeinbildenden Hauptfächern Deutsch/Mathematik/Sprachen/Naturwissenschaften, die mit für Bildschirmmedien adäquat aufbereiteten Inhalten und Algorithmen den Lernweg der Schüler individuell lenken und optimieren, Lücken erkennen, Feedback geben, automatisiert Wiederholen und für einheitliche Vermittlung von dem, was wir als Grundbildung definieren, sorgen? Jene Systeme, von denen schon in den 90ern gesprochen wurde?
So könnte ein standardisiertes Drittel des Unterrichts aussehen. Den Rest definiert die Fachgruppe auf Basis eines Rahmenlehrplans individuell für den Standort und vertraut bei der Unterrichtsgestaltung auf die Expertise der Fach-Lehrkräfte.
Digitalisierung und elektronische Bereitstellung von Inhalten ist noch lange kein E-Learning. Da ist viel Luft nach oben, da können wir noch ordentlich was machen – Richtig dosiert und vernünftig eingesetzt.