Hubertussee

In der Walster, 15 km entfernt von Mariazell, liegt der Hubertussee. Dieser wurde 1906 als Stausee angelegt und erfreut seitdem die Herzen der Kurzausflügler. Speziell im Winter ist dieser See ein Platz der Stille und inneren Ruhe, an dem die Zeit stillzustehen scheint. Es ist einer dieser Orte, der einen annähernd verstehen lässt, welche Gedanken und Emotionen Goethe bei seinem Gedicht „Über allen Gipfeln“ durch den Kopf gegangen sein müssen. Goethe hat sein Gedicht an die Wand einer Hütte geschrieben – Mir bleibt nur, eine vage Impression mit der Kamera festzuhalten.

Über allen Gipfeln
Ist Ruh‘,
In allen Wipfeln
Spürest Du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur! Balde
Ruhest du auch.

Johann Wolfgang von Goethe, 1780

Aber wo Licht ist, da ist auch Schatten und dieser drängte sich auf halbem Weg um den See in Form von menschlichem Unrat zwischen mich und die Idylle: Beim Plumpsklo neben der Kapelle lagen menschliche Fäkalien: gefrorene Häufchen aus Kot und Taschentüchern, die von mehr als nur einer handvoll Leuten hinterlassen worden waren.

Was mich dabei irritiert ist die Tatsache, dass die Häufchen alle rund um das Klo verteilt herumlagen. Man könnte ja auch einfach in die Büsche gehen, anstatt vor dem besetzten Klo zu defäkieren. Warum überhaupt dorthin, wo schon andere ihr Geschäft verrichteten? Das muss wohl etwas mit Zivilisation zu tun haben: Die gut erzogene, moralisch einwandfreie und umweltbewusste Bürgerin kackt im Herdentrieb dorthin, wo auch schon andere sich erleichtert haben, um den Aufwand der Entfernung des Unrats für die natürlich bemitleidenswerten Reinigungskräfte so gering wie möglich zu halten – immer ein bisschen sozial sein, im asozialen Handeln.

Kamera: Fuji X-T2
Objektiv: 18 mm f/2; 60 mm f/2,4 Makro;
Software: Capture One

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