Könnte es sein, dass ein immer stärker werdender Wunsch nach Sicherheit und Kontrolle im Endeffekt zu einer Welt führt, in der wir verlernen, einerseits Risiken zu akzeptieren sowie damit umzugehen und andererseits diese überhaupt erst einzugehen? Dass wir dem diffusen Gefühl der Bedrohung und Angst Freiheiten opfern, für die einst gekämpft wurde?
Werden wir zu fragilen Schneeflöckchen, die im Unterhaltungsvakuum im kontrollierten Stillstand verweilen, beschützt vor unerwünschten äußeren Einflüssen, in einer Filterblase, in die nur Erwünschtes gelangt?
Wie weit wäre die Menschheit, wenn niemals Risiken eingegangen und keine Leben gefährdet worden wären bei der Suche nach neuen Ufern? Wo stünden Wissenschaft und Technik ohne die Waghalsigen? Welcher Art wäre unsere Gesellschaftsordnung ohne die Zweifler und Freiheitskämpfer? Ist es nicht Teil der persönlichen Freiheit des Individuums, sich Gefahren aussetzen zu dürfen?
Persönliche Freiheit geht a priori einher mit dem Akzeptieren von Risiken. Unfrei ist das Individuum im risikoreduzierten Big-Brother-Staat, im allumfassend für Sicherheit sorgenden nanny state mit verordneter Moral und Gleichschaltung, im Diktat der Ideologien, unter der Knute der selbsternannten moralisch überlegenen.
Risiken und Bedrohungen zwingen uns Lösungen zu finden und uns zu entwickeln, fördern Kreativität, stärken die seelische Resilienz und lehren uns zu zweifeln und zu entdecken.
Freiheit bedeutet auch, Fehler begehen zu dürfen. Freilich hört die Freiheit, Risiken akzeptieren und eingehen zu dürfen dort auf, wo es für andere zum Risiko wird. Das hat auch das Seuchenjahr 2020 gezeigt.